Thalbürgel. Latvian Voices eröffnen am 7. Mai den Veranstaltungsreigen in dem kleinen Ort in Ostthüringen

Eigentlich ist Pfarrer Eckhard Waschnewski seit Anfang des Jahres nach fast 25 Jahren Tätigkeit in Bürgel und insgesamt 42 Dienstjahren von seinem Amt entpflichtet. Aber den 52. Konzertsommer Thalbürgel, der der 25. unter seiner Regie ist, hat er schon langfristig geplant und wird erneut von ihm begleitet.

Pfarrer (i.R.) Eckhard Waschnewski vor der Klosterkirche Thalbürgel. 
Pfarrer (i.R.) Eckhard Waschnewski vor der Klosterkirche Thalbürgel.  © Doreen Eiselt | Doreen Eiselt

Die Konzerte in diesem Jahr sind thematisch biblisch inspiriert. Im 1. Korintherbrief 16,14 heißt es: „Alle eure Dinge lasst in Liebe geschehen!“ „Das, was Menschen gegenwärtig bewegt, und worüber sich letztlich die Zukunft aller in der Welt entscheidet, haben wir als Impuls und Motto so benannt: ‚Musik lieben – Menschlich leben‘“, erklärt der Pfarrer i.R. und freut sich sehr auf die sieben bevorstehenden Konzerte in der Klosterkirche.

Musik aus Südamerika

Am Dienstag, den 7. Mai um 19 Uhr wird der Veranstaltungsreigen durch das Vokalensemble Latvian Voices eröffnet. Am 8. Juni gastieren ab 19 Uhr die international bekannten Dante Montoya (Querflöte) und Maximilian Mangold (Konzertgitarre), mit südamerikanischer Musik in Ostthüringen. Die von ihnen ausgewählten Kompositionen von Heitor Villa-Lobes, Celso Machado, Máximo Diego Pujol und Astor Piazzolla gestalten einen Abend mit „Tango-Samba-Bossa Nova“.

Der Dresdner Kreuzchor kommt am Montag, dem 24. Juni, um 20 Uhr unter der Leitung von Wolfgang Behrend nach Thalbürgel. Gesungen werden mehrstimmige Chorwerke von Bach, Brahms, Gershwin, Mauersberger, Bartholdy, Kodály und weitere Vertonungen von Volksliedern der Romantik.

Staatskapelle Halle und Barockmusik

Die Staatskapelle Halle unter der Leitung von Josè Miguel Esando und mit der Solistin Lea Birringer (Violine) bringen am Sonntag, dem 30. Juni, um 17 Uhr mit Pablo de Sarasates Zigeunerweisen für Violine und Orchester op. 20, Camille Saint-Saëns Introduction et rondo capriccioso für Violine und Orchester op. 28 und der Sinfonie Nr. 8 G-Dur op. 88, B 163 von Antonín Dvořák ein bemerkenswertes sinfonisches Programm nach Thalbürgel.

Einfühlsam barock mit Suiten und Sonaten von Johann Christian Friedemann Bach, Antonio Vivaldi und einer Sonate in d-Moll von Michel Corette sowie solistisch auf dem Cembalo musizieren Tabea Hubert (Barockvioloncello) und Bastian Uhlig (Cembalo) am 24. August ab 19 Uhr in der romanischen Klosterkirche.

Sopransolistin Anette Dasch tritt auf

Annette Dasch, die Sopransolistin an den großen Opernhäusern, ob in Berlin, Dresden, München, Genf oder Paris, die Oratorien- und Liedsängerin und die Moderatorin im „Daschsalon“ aus der Alten Oper Frankfurt, kommt gemeinsam mit ihrer Schwester Katrin Dasch (Konzertflügel) und Vincent Nitsche (Klarinette) am 8. September ab 19.30 Uhr nach Thalbürgel. Ihr Konzertprogramm ist überaus innovativ: Louis Spohr, Zeitgenosse von Beethoven und als solcher zu dessen Nachfolger apostrophiert, die sechs deutschen Lieder für Singstimme, Klarinette und Klavier op. 103, Konzertlieder zur Begleitung am Klavier von Robert Schumann und von Gustav Mahler und schließlich die Ballade „Der Hirt auf dem Felsen“ von Franz Schubert in einer Fassung für Singstimme, Klarinette und Konzertflügel.

Die Nacht der Kammermusik mit Lichtinstallation am 28. September um 19 Uhr ist seit vielen Jahren schon eine Größe im Jahresprogramm. Diese Nacht schließt die Konzertsommersaison ab. In diesem Jahr freuen sich Rosa Donata Milton (Violine), Johannes Tauber (Violine), Christian Götz (Viola), Michal Beck (Viola) und Tatiana Kachko (Konzertflügel) auf ihr gemeinsames anspruchsvolles Konzertprogramm mit Franck, Mahler, und Dvořák.

Jenaer Knabenchor gastiert mit A-cappella-Konzert

Als letzter Höhepunkt des Jahres gastiert noch der Knabenchor Jena am 21. Dezember um 17 Uhr zum traditionellen A-cappella-Konzert mit weihnachtlichen, altbekannten und neu arrangierten Werken in der Klosterkirche.

Karten für die Konzerte gibt es digital über www. klosterkirche-thalbuergel.de oder eine Stunde vor Konzertbeginn an der Abendkasse.

Der „Klosterintendant“ Waschnewski

Im April 1999 begann Eckhard Waschnewski, am 8. Oktober 1956 in Seelow/Mark geboren, seinen Pfarrdienst in Bürgel, nachdem er fast 18 Jahre lang einen großen Pfarramtsbereich im Landkreis Sömmerda (Pfarrort Großbrembach) versorgt hatte. Zusammen mit Ehefrau Anne und den vier Kindern, das jüngste ging damals in der 1. Klasse, lernte er den Konzertsommer Thalbürgel von seiner organisatorischen und finanziellen Funktionsweise und wurde vom Gemeindekirchenrat Bürgel um die Übernahme der künstlerischen wie auch organisatorischen und somit finanziellen Verantwortung mit dem Kalenderjahr 2000, dem Millenium gebeten. Ein Vertrauensbeweis? Gewiss!

Eckhard Waschnewski kannte viele Musiker, denn schon in seinem vorherigen Filialort Kleinbrembach verantwortete er eine anspruchsvolle Musikreihe mit Bachkantaten und der Aufführung der Johannespassion und des Weihanchtsoratoriums. Diese Erfahrungen halfen ihm, 2000 und 2001 den Konzertsommer in Thalbürgel fortzusetzen und er erweiterte sie durch die Chöre und das Engagement der Jenaer Philharmonie. „Zusammen mit meiner Frau Anne, wir haben wirklich 42 Jahre lang im aktiven Pfarrdienst immer als Team gearbeitet, fanden wir neue Förderer und Unterstützer und gewannen immer wieder neu das Vertrauen der langjährigen Förderer der Konzertreihe in Thalbürgel“, erzählt er rückblickend.

Die Gründung der Stiftung Klosterkirche Thalbürgel im Jahre 2004 gab auch der Konzertreihe in Thalbürgel die notwendige finanzielle Sicherheit, obwohl der Schwerpunkt dieser Stiftung stets die bauliche und somit die strukturelle Entwicklung des Klosters Bürgel und ihrer Anlagen war und ist. Im Ergebnis konnten 2022 das Melanchthonhaus, neben der Klosterkirche gelegen, eingeweiht werden,.

„Ich habe mich – gottlob – eigentlich nicht beweisen müssen. Ich durfte mein geistliches Amt leben und mit den Menschen vor Ort gestalten. Die glücklich strahlenden Augen der Konzertbesucher am Ausgang und ihre herzlichen Worte haben mich stets ermutigt und natürlich motiviert. Musik ist Seelsorge, Beten und Arbeiten. Das Erlebnis der Musik, zumal in unserer Klosterkirche, wirkt nicht selten wie eine glückliche Ernte im reifen Sommer“, blickt er auf seine Jahre im Amt zurück. „Nunmehr bin ich Pfarrer im Ruhestand. Da meine Frau und ich weiterhin in Bürgel wohnen und leben werden, bat mich der Gemeindekirchenrat Bürgel darum, die Reihe der Konzertsommer in Thalbürgel zunächst verantwortlich fortzuführen. Insofern die zu findende nachfolgende Pfarrpersönlichkeit die Gestaltung und somit die Verantwortung des Konzertsommers übernehmen möchte, wird es so werden.“ Gleiches gelte auch für die Organisation und Verantwortung der touristischen Betreuung der Klosterkirche und die Verantwortung im Stiftungsvorstand.